Wer Germteig kennt, der kennt die großen Geheimnisse des Lebens. Für alle Nichtbäcker: Germteig ist für viele der einfachste Teig überhaupt. Germ anrühren, warten, fertig. Für andere ist er der pure Horror. Denn was ist, wenn die Hefe nicht aufgeht? Dann ist es bitter: denn die Saat, die man so mühsam gesät hat, geht dann nicht auf. Der Teig kann nicht verwendet werden, das Brot oder Kuchen sind ungenießbar. Aber was macht den zauberhaften Hefeteig zu einem Schlüssel für die großen Geheimnisse des Lebens? Lesen Sie weiter ☺︎
Vom Anfang
Hefe- oder Germteig (je nach Staatszugehörigkeit) braucht die richtige Umgebung. Germteig in der kalten Stube zu backen ist schier unmöglich. Zugluft? Ganz falsch! Und wenn man schlau sein will und den Teig im warmen Backrohr gehen lässt, dann kann es sein, dass ihm auch das nicht passt. Denn Hefebakterien mögen es warm, aber ja nicht zu heiß. Wie ein Baby bevorzugen sie Temperaturen ähnlich der Körpertemperatur. In diesem Sinne ist der Germteig sehr empfindlich.
Empfindlich, oder empfindsam, sind auch immer mehr Menschen. Und zwar aus dem simplen Grund, dass unsere Sinne sich erweitern. Nicht nur die sogenannten neuen Kinder kommen mit einem wunderschönen Potential auf die Welt. Auch wir Großen haben da noch den einen oder anderen Zauber in uns. In der richtigen Umgebung kann dieser Zauber sich entfalten.
Wahre Freunde, echte Helfer
Der Germteig braucht Starthilfe. Ohne Zucker rührt sich nichts. Da kann man es ihm noch so behaglich warm machen, ihn noch so mit Mehl nähren. Natürlich gibt es auch von dieser Regel eine Ausnahme – ich backe zum Beispiel ein Drei-Minuten-Brot, dessen Trockengerm als Freund nur Mehl braucht. Und Zeit, viel Zeit.
Egal, ob man der Typ ist, der schnell startet, oder der, der langsam startet, die richtigen Helfer sind Goldes wert. Das können Menschen sein, Tiere, Blumen oder stille, kraftvolle Begleiter. Sie ermöglichen es einem, den Weg der Transformation, den Pfad der neuen Zeit, auch durchzuhalten. Sie nehmen einem nicht die Verantwortung, aber sie teilen die Last, die Bürde.
Geduld und Zuversicht
Wenn man alles getan hat, dann braucht es vor allem Geduld. Denn der Germteig ist ein Prozess. Aufgehen lassen, wieder zusammenschlagen. Wieder warten. Formen, zur Seite stellen und dann ab damit ins Rohr. Erst durch die Hitze, die Feuertaufe, wird aus dem rohen Teig, aus der Verbindung der einzelnen Zutaten eine Gesamtheit, die etwas ganz Neues ist. Der Kuchen, das Osterbrot, die Bagel sind aus den einzelnen Zutaten entstanden. Aber sie sind von den Ursprüngen so verschieden wie die Raupe vom Schmetterling.
Keine Erwartungen
Wie so oft im Leben, gilt auch beim Germteig: nur keine Erwartungen. Es wird, was es wird. Wenn man alles getan, sein Bestes gegeben hat, dann kann man nur demütig hoffen, dass etwas daraus wird.
Und wie so oft im Leben ist ein Rückschlag kein Beinbruch. Wer viel kocht, und einmal was vermasselt, der wird es mit einem Schulterzucken abtun (hoffentlich). Vielleicht sogar mit Humor auf das Debakel reagieren. Wer am Anfang der Kochreise steht, denkt sich vielleicht er ist unbegabt. Oder dass das Leben anderes mit ihm vorhat. Aber es ist nur ein Rückschlag. Wenn das Herz Germteig will, dann wird das Leben Kuchen liefern. Der Weg dahin, die Meisterschaft, ist ein Ergebnis vieler kleiner Mosaiksteinchen.
Hauptzutat Liebe
Selbst jene, die sich als unsensibel bezeichnen, also denken, sie hätten keine Fähigkeiten für Empathie oder ähnliches, werden wissen, ob jemand mit Liebe kocht oder nicht. Das Butterbrot von Oma schmeckt so viel besser, weil es mit Liebe gemacht ist. Man mag oft nicht in Restaurants gehen, wo man merkt, dass der Koch zwida (übellaunig) war. Und wenn die eigenen Frau sauer ist, dann kennt man das auch am Essen.
Liebe ist in allen Dingen das, was Leben schenkt, Wärme, und Licht. Sie ist das einzige, das das Leben sinnvoll macht. Freudvoll. Gut. Und das einzige, was am Ende des Lebens bleibt.
Liebe vertreibt Angst. Liebe gibt Hoffnung, Liebe macht froh. Und wie beim Germteig gilt: nur keine Erwartungen. Denn die Liebe ist ein Geschenk – ohne Bedingungen, ohne Erwartung an eine Gegenleistung.
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