Von Anakin zu Darth Vader – warum?

Anakin Skywalker kam wie jedes Kind freundlich auf die Welt. Aber anstatt der Auserwählte zu werden, der, der Stabilität und Balance bringt, wurde er zu Darth Vader, zur Dunkelheit. Was der fiktionale Star-Wars-Charakter und das Leben gemeinsam haben? Mehr als man meint.

Wo liegt das Gleichgewicht?

Anakin — der Beginn

Anakin Skywalker ist ein nettes, aufgewecktes Bürschchen. Er lebt mit seiner Mutter auf einem Planeten in einer Ecke der Galaxie und wird dort als Sklave gehalten. Und in eben diesem Sklaven entdeckt der Jedi-Ritter Obi Wan die Macht. Und die Macht ist gross in ihm. Der Jedi befreit ihn aus der Sklaverei-doch seine Mutter muss der junge Anakin zurücklassen.

Auch für jene, die den Star-Wars-Filmen nicht viel abgewinnen können, steckt in diesem Märchen, wie in jedem Märchen, eine Moral. Wie in Anakin schlummert in jedem, vor allem aber in Kindern und Jugendlichen ein enormes Potential. Doch dieses Potential ist keine Garantie. Man kann es nutzen. Es ist da. Ob man es für das Gute nutzt oder um das Gute auszulöschen, ist die freie Entscheidung in jedem Menschen. 

Anakin—die Umstände

Die Umstände im Leben sind es, die einen Menschen treiben, wenn er sich den treiben lässt. Als er die geliebte Mutter verliert, bricht etwas in ihm. Es ist in seiner Vorstellung von gut und böse schlichtweg falsch, dass er und der Jedi seine Mutter nicht befreien konnten.

Anakin wird verbittert, weil er seine Mutter nicht auch aus den Klauen der Sklaverei befreien konnte. Er verkraftet nicht, dass der Jedi zwar ihn mitgenommen hat, aber nicht seine Mutter. Anakin kann den Schmerz, den Verlust, weder überwinden, noch als Teil seines Lebens akzeptieren. Er beginnt ihn als Ausrede zu nutzen. Als Vorwurf gegen seine Lehrmeister. Er lässt zu, dass der Schmerz seine Seele vergiftet.

Anakin—der Abstieg und die Erlösung 

Versteckt hinter einer Maske, dient Anakin schon bald der Dunkelheit.

Anstatt seines Zornes, seiner Empörung, seiner Verletzung Herr zu werden, wird er zum Sklaven. Er verrät sich, die Jedi, das Licht.

In jedem Menschen stecken ein dunkler und ein heller Anteil. Wer mies gelaunt ist, ist kurzfristig auf der dunklen Seite und moppt schnell wieder zurück. Dieses ewige hin und her ist durch das Yin und Yang Symbol dargestellt. Das Gleichgewicht ist eine Momentaufnahme. Es gibt eine Bewegung zwischen den Polen, doch man kann auch auf der dunklen Seite festkleben.

Erst nach einer langen Reise durch die Dunkelheit, erlöst Anakin seine Seele indem er sein Leben gibt, um seinen Sohn Luke zu retten. Es gibt Licht auch in der Dunkelheit.

Die Moral von der Geschicht’

Auch für jene, die den Star-Wars-Filmen nicht viel abgewinnen können, steckt in diesem Märchen, wie in jedem Märchen, eine Moral. Wie in Anakin schlummert in jedem, vor allem aber in Kindern und Jugendlichen ein enormes Potential. Doch dieses Potential ist keine Garantie. Man kann es nutzen. Es ist da. Ob man es für das Gute nutzt oder um das Gute auszulöschen, ist die freie Entscheidung in jedem Menschen. 

Die Herausforderungen

Bis man sich seiner Magie nicht bewusst ist, bis man sich der Magie nicht kontrolliert bedient, wird man von den Umständen hin und hergetrieben. Wie wilde, ungebändigte Pferde, die in verschiedene Richtungen davonstieben. 

Jeder, der die Augen offen hat, weiss, dass dieses Potential auch mit einer gewissen Sensibilität einhergeht. 

Ein erlittenes Unrecht allein macht noch aus niemandem ein Monster. Um der Dunkelheit zu verfallen, müssen über einen längeren Zeitraum mehrere Umstände zusammentreffen. Aus der Kriminalpsychologie weiss man, dass Täter nicht geboren, sondern gemacht werden (ausgenommen sind Psychopathen und andere Kranke). Das ist keine Ausrede, es ist eine Erklärung. 

Warum manche Menschen an Umständen wachsen und andere daran zerbrechen, wird wohl nie restlos geklärt sein. Etwas aber, das man aus der Geschichte lernen kann, ist der Umgang miteinander. 

Die neue Norm

Seit vielen Jahren sind Menschen—in Ermangelung eines besseren Wortes—sensibler. Sensibler meint damit weder hochsensibel noch empathisch. Es meint, eine intensive Bewusstheit darüber, was richtig oder falsch ist, eine bewusste Wahrnehmung von Emotionen, Energien und Informationen und gleichzeitig ein Bewusstsein dafür, was der göttlichen Ordnung entspricht. 

Das ist nichts besonderes, es ist die neue Norm. Die Konsequenzen sind weitreichend.

Schilda, die Glücksschildkröte, erklärt Gross und Klein, die Magie in sich, die Macht. 

Sensibel heisst, man merkt, dass man angelogen wird. Sensibel heisst, man ist verletzt, verletzlich. Sensibel heisst, man kann innerlich zerbrechen. Sensibel heisst, man ist genau wie der andere. 

Sensibilität ist eine Herausforderung an jeden einzelnen und an die Gesellschaft. Denn wenn Wahrheit, Authentizität und Ehrlichkeit auf einmal Grundvoraussetzungen für das seelischen und soziale Gleichgewicht sind, ist das nicht einfach. Man ist gefordert mit Gewohnheiten zu brechen, Man ist gefordert, das Bekannte zu verlassen. Man muss sich auf etwas einlassen, das rational nicht erfassbar ist. Sich selber kennen, zu sich stehen. Und sich von den schlimmsten Verletzungen brechen lassen, ohne dass die eigenen Tugenden und Wertanschauungen dadurch zerstört werden. Wer sensibel ist, der zerbricht an Herzschmerz, an Gemeinheiten. Die Frage ist, wird man dann zu Darth Vader oder richtet man sich an sich selber wieder auf. Nimmt die Scherben und setzt sie zu einem neuen Bild zusammen? Findet man jemanden, der herzlich und taktvoll mit der geschunden Seele umgeht? Schafft man es, die Pferde zu reiten, anstatt sie in alle Winde zu zerstreuen? 

Jeder ist ein Anakin. Und jeder hat die Macht zu entscheiden. Doch als Gesellschaft können wir viel dafür tun, dass es den sensiblen dieser Welt, und den geschundenen dieser Welt, leichter gemacht wird. Mit Takt, Guete und Freundlichkeit. Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und der anerkennen Wertschätzung jedes Lebens. 

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