Etwas kann bersten, zerspringen, wenn es im Übermaß erfüllt ist. Ein Übermaß an Liebe lässt uns schier das Herz zerspringen. Aber auch ein Übermaß an Schmerz kann es vollbringen, dass Herz und Seele zerspringen. Die Wechselfälle des Lebens liegen oft nah beieinander und es hat sich bewährt, in guten Zeiten vorzubauen, das zu lernen, was man braucht, um in den Phasen intensivster Prüfung, Phasen in denen man über sich und seine Grenzen hinauswachsen muss, Phasen in denen das Leben einen mit Feuer tauft, zumindest das Echo dessen zu hören, was man dereinst gelernt und angewendet hat.
Wie immer ist auch dieser Post einer, der weder Arzt noch Therapeuten ersetzen kann. Es ist einer, der meiner persönlichen Erfahrung entspringt, etwas, das ich teile, um anderen Hoffnung, Kraft und Inspiration zu geben. Sehr oft liest man, dass das Leben dir alles gibt, was du dir wünschst. Das ist richtig. Wir alle sind unseres Glückes Schmied. Dennoch hat das Leben seine eigenen Regeln und Gesetze, und manchmal ist es notwendig zu prüfen, ob man das Gelernte anwendet, selbst wenn nichts dafür zu sprechen scheint.
In guten wie in schlechten Zeiten
Nicht nur in der Ehe gilt, dass man an dem, was man hat festhalten soll. In guten wie in schlechten Zeiten hat sich auch in anderen Lebenslagen bewährt. Es bewährt sich, eine vernünftige Ernährung nicht nur in guten Zeiten zu pflegen, sondern sie auch, oder besonders, in schlechten Zeiten anzuwenden. Denn wenn der Stress und die Anforderungen steigen, dann ist es ein Segen, wenn man nicht auch noch mit den Auswirkungen einer falschen Ernährung zu kämpfen hat.
Für Herz und Seele gilt ähnliches. Wer es gewohnt ist, in guten Zeiten einen Ausgleich zu halten, zu schaffen, der wird diese Fähigkeit trainieren. Etwas, das man oft trainiert wird zur Gewohnheit. Wie beim Autofahren. Am Anfang denkt man noch über alles nach, blinken und kuppeln gleichzeitig kann Stress sein. Und irgendwann ist man das so gewohnt, dass man oft gar nicht mehr weiss, wie man von A an sein Ziel gekommen ist.
Frisch verliebt
Wer jemals frisch verliebt war, der weiss wie gut das tut. Man fühlt sich leichter, unbeschwerter, schöner, erfolgreicher. Und irgendwie auch gesünder, stärker, unverwüstlich. Gleichzeitig muss man aufpassen, dass man bei all der rosaroten Energie nicht den Alltag aus den Augen verliert. Man schwebt. Das ist gut, Bodenhaftung ist es aber auch. Das heisst, man wird lernen, die Liebe voll zu geniessen und den Boden, das Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Immer dann, wenn die Emotionen hochgehen, ist es gut, sich um Ausgleich zu bemühen. Heisst das, man soll sich nicht freuen? Nie überschwänglich sein? Natürlich nicht. Es heisst lediglich, dass man nicht verklärt wird, dass man jemanden nicht auf ein Podest stellt, denn die Liebe macht jeden perfekt, aber niemanden makellos.
Die Spirale
Jeder Mensch ist eingeladen, sich weiter und weiter zu entwicklen, seine Kreise zu ziehen und sich dadurch nach oben zu schrauben. Mit jeder Herausforderung, die wir meistern gelingt das. Ein Kind, das lernt einen Buchstaben zu schreiben, schraubt sich nach oben. Wenn es lernt, Dinge selbst zu machen, lernt wütend zu sein und diese Wut zu nutzen, dann geht es weiter. Wenn ein Erwachsener versteht, dass Ziele wichtig sind, sein dürfen, eine Voraussetzung sind für Eigenständigkeit und Glück, dann schraubt er sich dadurch nach oben.
Manche Übergänge sind so leicht, so easy, dass es uns kaum oder wenig bewusst sind. Andere ängstigen uns, und wir lernen so Grenzen kennen und – und das ist entscheidend – durch Überwindung der Angst erheben wir uns über diese Grenzen hinweg.
Manchmal gibt es Prüfungen, bei denen alles zusammen kommt. Zum Beispiel der Verlust eines Hauses und eines Freundes und eines geliebten Menschen. Oder der Verlust der Wurzeln durch einen Umzug und der Verlust von Nähe und Geborgenheit. Oder die Bürde der Verantwortung – für einen zu pflegenden Angehörigen, für ein neuartiges Gebiet oder eine Erkenntnis, die in die Welt gebracht werden will – und die Herausforderung des Alleinseins. All das und mehr kann uns an die Grenzen bringen. Manche Menschen werden so sehr vom Leben geprüft, wieder und wieder oder so hart, dass alles zerbricht, ihr gesamtes Fundament, ihr Herz und ihre Seele.
Niemand weiss warum
Warum, fragt man sich manchmal. Doch darauf gibt es keine Antwort, denn keine Antwort kann das Leid wegmachen, das einem widerfahren ist. Wenn Eltern ihre Kinder verlieren, wenn was auch immer geschieht, was für eine Seele, einen Menschen einfach zu viel ist – und niemanden steht es zu sich anzumassen, wann es zu viel ist – dann ist erstmal Stille. Es ist als sitze man auf dem Grund des Meeresbodens und alles ist erstmal möglich: man könnte dort bleiben, oder man könnte sich nach oben kämpfen.
Und man kämpft sich nach oben. Aus einem einzigen Grund: nicht weil man an morgen glaubt, oder eine bessere Welt, noch nicht. Sondern weil man unter all diesem Wahnsinn das spürt, was Hoffnung gibt: sich selbst. Den göttlichen Funken, der in jedem Menschen wohnt. Er ist es, der in diesen Momenten die Starthilfe ist. Er hebt einen auf, trägt einen. Und es geht wieder weiter. Einfach so. Trotz allem. Erstmal nur mit dem Ziel weiterzumachen.
Und dann kommen die Freude und die Farben zurück, der Wunsch nach einem Ziel und die Idee, dass man trotz der Wunde ja weitermachen kann. Denn man ist immer noch hier, und das hat einen Grund. Man ist hier, weil das Leben einen liebt, achtet, wertschätzt. Weil es JEDEM Menschen einen Auftrag gegeben hat. Und dieser Auftrag soll erfüllt werden. Das ist gut für dich und gut für deinen Nächsten.
Und eigentlich ist es das, was du willst. Denn der Göttliche Funke, die Wahrheit in dir ist ganz klar: deine Seele will auch erfüllen, wozu sie hergekommen ist.
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